Sonntag, 12. Februar 2012

gARTget - Jeder möchte Kunst verstehen?

Picasso sagte mal über den Umgang mit Kunst folgendes: 
"Jeder möchte die Kunst verstehen. Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns herum, ohne es durchaus verstehen zu wollen? Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es 'verstehen'." 
Ja, das hat Picasso auf den Punkt gebracht. Gleichzeitig hinterlässt er einem wissensdurstigen Kunstpublikum ein Werk voll mit Elementen einer persönlichen Ikonographie, das Rätsel aufgibt.
Wie soll man sie entschlüsseln? Soll man sie überhaupt begreifen? Die meisten Museumsbesucher würden jetzt zum Audioguide greifen, oder doch verzweifelt nach Infotafeln suchen. Beide Methoden haben eines gemeinsam: Sie bieten dem Betrachter eine fertige Sichtweise auf das jeweilige Werk. Hier möchte die von KUNSTRUIERT entwickelte Kunstvermittlungs-APP gARTget eingreifen. Der Ausstellungsbesucher, soll die gezeigte Kunst wohl verstehen, soll dieses Verständnis aber selbst erreichen.
gARTget wird noch bis Ende Februar im Rahmen der Ausstellung in IRBIS -12°, CH-Samedan, getestet. Die Besucher sind aufgerufen, ein Smartphone in die Hand zu nehmen und sich über QR-Codes den gezeigten Werken zu nähern. Einmal aktiviert gelangt man zu einem molekülartigem Interface. An jedem Kontenpunkt ist eine Information hinterlegt, die ein Text, Bild oder Video sein kann. 
Der Betrachter kann sich von einem Inhaltspunkt zum nächsten klicken. Das System ist bewusst spielerisch und nicht linear aufgebaut, dies soll den Entdeckergeist wecken und zum nachdenken anregen. Denn wie die Inhalte miteinander verknüpft werden, bleibt dem Einzelnen überlassen. 
Grundlegend für diesen Ansatz ist die vorherige Beschäftigung mit dem gezeigten Werk an sich. Erst dann lassen sich Beziehungen zwischen dem Kunstwerk und den Inhalten der App aufbauen. Die Informationen aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten, welche von den Kuratoren und Künstlern gesammelt wurden, ergeben,  miteinander verknüpft, eine facettenreiche Sichtweise auf die Kunst und Raum für viele weitere Gedanken.  Vorbild für das Selbstverständnis hinter gARTget ist die historisch-prozessuale Kunstvermittlung, wie sie im MOMA oder im  Reina Sofia in Madrid statt findet. 
Wie diese neuartige Form der Kunstvermittlung ankommt, ist abzuwarten. Erste Kritiken geben zu bedenken, die App könne zu sehr von der Kunst ablenken und hier schließt sich nun der Kreis: und nicht zuletzt, ob die Kunst eigentlich überhaupt eine Erklärung braucht. Die Auswertungs- und Testphase ist noch im vollem Gang. Über die Ergebnisse erfahrt ihr an dieser Stelle. Dann sollte die App auch bereit stehen.


gARTget
Logo



gARTget
molekülartige Benutzeroberfläche

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