Freitag, 24. Februar 2012

La Giaconda, Werkstatt Leonardo da Vinci in Madrid


Wer noch in Madrid weilt, sollte sich die Präsentation der Mona Lisa aus Leonardo da Vincis Werkstatt nicht entgehen lassen. Bis zum 13. März ist sie im Saal 49 des Museo del Prado zu bewundern, danach tritt sie ihre Reise nach Paris zu ihrem Vorbild an. 


ARCO Madrid 2012

Am 19.02. schloss die ARCO Madrid ihre Tore für dieses Jahr. Über 200 Galerien aus Europa und Amerika präsentierten ihre Kunst dem Fachpublikum und dem interessierten Laien. Die Zahl ist bewusst reduziert und die ausgewählten Galerien dürfen auch nur fünf Künstler an ihrem Stand präsentieren. Die Organisatoren, angeführt von Carlos Urroz, setzen dieses Jahr auf ein Konzept der Konzentration. 
Die großen Galerien sind zwar nicht vertreten. Dennoch strömt das Publikum in Massen zur Messe. Die ARCO gilt als besucherstärkste Kunstmesse. Und so schlängeln sich die Kunstfreunde durch die Messehallen im Norden Madrids vorbei an Werken von Künstlern des Gastlandes Holland und den Solo Projects aus Lateinamerika. 
Auffällig war die Vielzahl der präsentierten Fotografien. Große Installationen, welche auf der ART Unlimited zu sehen sind, gehörten hier zur Minderheit. Am Stand der Tageszeitung El País herrschte buntes Treiben. El País lud spanische Street Art Künstler ein, ihren Stand zu bespielen. Die Arbeit von 3TTMAN lud die Besucher nach dem Prinzip von "Jeder kann Malen" zum Mitmachen ein. Solches Bemühen um die Einbindung des Rezipienten wird durch einen durchgehend gut besuchte Messe Box belohnt.
Dennoch bleiben vor allem ruhige und plastische Arbeiten in Erinnerung. Die Installation von Mar Arza bei Cànem ist leise und in dem Getümmel muss man genau hinhören, um etwas vom Glockenspiel zu erhaschen. Kleine goldfarbene Äste, angetrieben von einem Uhrwerk, schlagen auf die herabhängenden Glocken und ergeben einen monotonen Klangteppich.  
Aus einem großem Ast besteht auch die Arbeit Em cima da terra e debaixo do céu des Brasilianers Isaque Pinheiro. Alle vom Ast abgehenden Zweige werden durch bewegliche Gelenke mit ihrem Ursprung verbunden. Sie hängen an Fäden, welche in einem System von Marionettenkreuzen enden. Wer die Fäden in der Hand hält bleibt offen.  
Die Arbeit Carroña bei Carles Taché des baskischen Künstlers Javier Pérez fällt sofort ins Auge: Ein herabgefallener Kronleuchter in leuchtendem Rot zieht auch ausgestopfte Raben an, die sich dran machen, die Reste des ehemals prunkvollen Kristallkrone in alle Himmelsrichtungen wegzutragen.  
Numismagic heißt ein Werk von Máximo González bei Travesia Cuatro. Fein gerollte Geldscheine ergeben nebeneinander gelegt eine Weltkarte. In der Materialangabe heißt es fast schon doppeldeutig "money out of circulation". Zeitgleich zum letzten Messetag demonstrieren Hunderttausende Spanier gegen die Wirtschaftsreform der neugewählten Regierung Mariano Rajoys. Davon ist in den Messehallen kaum etwas zu spüren. Die Messeorganisation freut sich über überraschend gute Verkaufszahlen und die Kunst thematisiert nur selten die Probleme des krisengebeuteten Landes. 

Mar Arza
Libro de horas... (polifonía)(Teilansicht)


Máximo González
Numismagic







Javier Pérez
Carroña (Teilansicht)









Richard Deacon
Band
Isaque Pinheiro
Em cima da terra e debaixo do céu


























Nuria Mora
bei El País

Sonntag, 12. Februar 2012

gARTget - Jeder möchte Kunst verstehen?

Picasso sagte mal über den Umgang mit Kunst folgendes: 
"Jeder möchte die Kunst verstehen. Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns herum, ohne es durchaus verstehen zu wollen? Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es 'verstehen'." 
Ja, das hat Picasso auf den Punkt gebracht. Gleichzeitig hinterlässt er einem wissensdurstigen Kunstpublikum ein Werk voll mit Elementen einer persönlichen Ikonographie, das Rätsel aufgibt.
Wie soll man sie entschlüsseln? Soll man sie überhaupt begreifen? Die meisten Museumsbesucher würden jetzt zum Audioguide greifen, oder doch verzweifelt nach Infotafeln suchen. Beide Methoden haben eines gemeinsam: Sie bieten dem Betrachter eine fertige Sichtweise auf das jeweilige Werk. Hier möchte die von KUNSTRUIERT entwickelte Kunstvermittlungs-APP gARTget eingreifen. Der Ausstellungsbesucher, soll die gezeigte Kunst wohl verstehen, soll dieses Verständnis aber selbst erreichen.
gARTget wird noch bis Ende Februar im Rahmen der Ausstellung in IRBIS -12°, CH-Samedan, getestet. Die Besucher sind aufgerufen, ein Smartphone in die Hand zu nehmen und sich über QR-Codes den gezeigten Werken zu nähern. Einmal aktiviert gelangt man zu einem molekülartigem Interface. An jedem Kontenpunkt ist eine Information hinterlegt, die ein Text, Bild oder Video sein kann. 
Der Betrachter kann sich von einem Inhaltspunkt zum nächsten klicken. Das System ist bewusst spielerisch und nicht linear aufgebaut, dies soll den Entdeckergeist wecken und zum nachdenken anregen. Denn wie die Inhalte miteinander verknüpft werden, bleibt dem Einzelnen überlassen. 
Grundlegend für diesen Ansatz ist die vorherige Beschäftigung mit dem gezeigten Werk an sich. Erst dann lassen sich Beziehungen zwischen dem Kunstwerk und den Inhalten der App aufbauen. Die Informationen aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten, welche von den Kuratoren und Künstlern gesammelt wurden, ergeben,  miteinander verknüpft, eine facettenreiche Sichtweise auf die Kunst und Raum für viele weitere Gedanken.  Vorbild für das Selbstverständnis hinter gARTget ist die historisch-prozessuale Kunstvermittlung, wie sie im MOMA oder im  Reina Sofia in Madrid statt findet. 
Wie diese neuartige Form der Kunstvermittlung ankommt, ist abzuwarten. Erste Kritiken geben zu bedenken, die App könne zu sehr von der Kunst ablenken und hier schließt sich nun der Kreis: und nicht zuletzt, ob die Kunst eigentlich überhaupt eine Erklärung braucht. Die Auswertungs- und Testphase ist noch im vollem Gang. Über die Ergebnisse erfahrt ihr an dieser Stelle. Dann sollte die App auch bereit stehen.


gARTget
Logo



gARTget
molekülartige Benutzeroberfläche

Freitag, 10. Februar 2012

Irbis -12°-Dancing Fundaments. The Aesthetic of Inconvenience

Seit nunmehr drei Jahren veranstaltet der Verein KUNSTRUIERT den ephemeren Ausstellungsraum IRBIS aus Eis und Schnee für junge Schweizer Kunst in CH-Samedan. IRBIS ist auch ein Experimentierfeld für Ausstellungsarchitektur und Kunstvermittlung, an dem Wissenschaftler, Künstler, Designer, Architekten und Informatiker teilhaben. Im Rahmen von IRBIS -12° wird derzeit auch die von KUNSTRUIERT entwickelte Vermittlungsapp gARTget getestet. 
Was mit einem kleinen White Cube aus Eis 2009/10 begann, wuchs im darauffolgenden Jahr zu einer museumsartigen Ausstellungsarchitektur. Dieses Jahr trifft man auf ein Labyrinth aus Eismauern, welches der Designer Daniel Wehrli entworfen hat. 
Wer jetzt knallig bunt beleuchtete Eisskulpturen hinter diesen Wänden vermutet, muss leider enttäuscht werden. Knallig bunt ist die Installation Pneuma, somnambul des in Berlin lebenden Künstlers Kerim Seiler schon, doch vom Kitsch eines Eisschwans meilenweit entfernt. Was auch gegen das diesjährige Thema sprechen würde. Es soll unbequem werden, verspricht bereits der Titel. 
Zehn junge Künstler stellen unterschiedliche Tendenzen zum aktuellen Gesellschaftswandel dar und loten Unsicherheiten unserer Zeit aus. In einem Gemälde über Installationen hin zur performativen Intervention finden ihre Gedanken Ausdruck. 
Celia und Nathalie Sidler zeigen in IRBIS ein Hochrelief des Engadins aus purem Fett. Fett wird darin zur Metapher von Überfluss, Reichtum und der damit in Zusammenhang stehenden Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Rohstoffe der Erde. 
Mirko Baselgias Gedanken kreisen in seiner Arbeit Demokratia  um die Demokratie und unser Wirtschaftssystem. Die Idee des Idealstaats nach Platon und die Ausuferungen der Tulpomanie kommen hier zusammen. Machtmissbrauch und Gier treffen aufeinander: 
"Denn wie die Geschichte lehrt, verblasst Reichtum und die mit ihm gewonnene Illusion der Macht noch schneller, als die Tulpe aus der Zwiebel schiessen und wieder welken kann." (Simona Pfister)
Das soll nur ein kleiner Ausschnitt sein. Wer die Ausstellung nun besuchen  will, muss sich beeilen, denn schon in drei Wochen endet IRBIS -12° - Dancing Fundaments. The Aesthetic of Inconvenience.
Weitere ausstellende Künstler sind: Saskia Edens, Géraldine et Tizian, Vera Ida Müller, Anna Nitchaeff, Pandora Sarasin, Dominik Wullimann.

IRBIS -12° - Dancing Fundaments. The Aesthetic of Inconvenience
Plazzet 1, CH-7503 Samedan 
bis 03.02.2012
www.kunstruiert.com
In Kooperation mit Chesa Planta und La Tuor


























IRBIS -12°
Gesamtansicht

Mirko Baselgia
Demokratia, 2011 (im Vordergurnd)

Celia und Nathalie Sidler
The Fat Day or What Remains of I
t, 2012